Chronik des Eggenertals

Fortschreibung der »Chronik Eggenertal«

Präsentation der Chronik-Neuauflage fand viel Resonanz

Schliengen-Eggenertal (her). Ein großer Tag für das Eggenertal. Die Präsentation der alten Dorfchroniken von Wielandt und Trenkle in Neuauflage als Gemeinschaftsband. Nach dem Gottesdienst in der Niedereggener Kirche fand im Obereggener »Hirschen«-Saal die Vorstellung dieses lokalen Geschichtswerkes allerbeste Resonanz. Dass dieses positive Tageserlebnis den in das Leben gerufene Arbeitskreis »Ortschronik Eggenertal« nunmehr dazu beflügelt, die geplante Chronik-Fortschreibung entsprechend voranzutreiben, ist verständlich.

Während des Gottesdienstes im altehrwürdigen Sakralgebäude fand Pfarrer Ulrich Henke anerkennende Worte zum hiesigen Bestreben der lokalgeschichtlichen Aufarbeitung. Zur bereits getätigten und der vom Arbeitsteam noch zu bewältigenden Umsetzung, informierte Obereggenens Ortsvorsteher Markus Moritz die Gottesdienstbesucher. Passend hierzu sein Lina-Kromer-Zitat aus deren erstbändigem Gedicht »De Blaue isch g’schtande«.

Musikalisch gestalteten die beiden Organistinnen Annerose Karle von Sitzenkirch und Mechthild Grunwald, Niedereggenen die Liturgie. Später traf man sich im festlich dekorierten »Hirschen«-Saal, der neuerdings mit einer beeindruckenden Galerie, schön gerahmter, zum jetzigen Anlass besonders identischen Nostalgie-Motiven aus dem Eggener Alltag ausgestattet ist. Musikalisch einstimmend, umrahmte eine örtliche Bläsergruppe die Veranstaltung mit zwei Kompositionen.

Bei seinen Einführungsworten zur Präsentation vor vielzähligem Publikum freute sich Ortsvorsteher Markus Moritz vor allem über die Anwesenheit des Kanderner Stadtchronisten und Trenkle-Biographen Volker Scheer. Grüße galten auch allen Kommunal- und Kirchenvertretern, besonders aber der Sitzenkircher Abordnung mit deren Ortsvorsteher Ernst-Peter Scherer. Geht es hier doch gleichzeitig um die Neuauflage der Sitzenkircher Ortsgeschichte. Moritz sprach von einem besonderen Tag für das Eggenertal und erinnerte an dessen Ursprünglichkeit.

Gleich nach seiner Berufung zum Ortsvorsteher, sei sein Entschluss zur Fortschreibung der Obereggener Chronik gereift. Doch angenehm überraschend hätten sich die Niedereggener Ortschaftsräte spontan fast vollzählig in das Vorhaben »miteingeklinkt« mit dem Wunsche nach einer gemeinsamen Geschichtsbewältigung im Eggenertal. Und dies wurde zu seiner Herzensangelegenheit, bekennt Moritz, der auch der »Super-Geschichte« mit der Gemeinschaftsfotoausstellung mit Lina-Kromer-Matinee gedachte. Nach seinem Kompliment an das gesamte Mitarbeiterteam zitierte der Ortsvorsteher die Dichterin Lina Kromer mit deren Verse »Die Flut«.

Folglich überließ Markus Moritz die Präsentationspflichten dem Oberstudienrat Anton Martin (Niederggenen) und dem Studiendirektor Gerd Schaupp (Obereggenen). Der für Typographie und Gestaltung der Neuauflage verantwortliche Anton Martin informierte das Auditorium mit viel Sachkenntnis über das bisherige und zukünftige Wirken der Chronik-Arbeitsgruppe mit Lichtbild-Unterlegungen. Die Fortschreibungsarbeiten gedenke man einheitlich und zeitlich ab 1925 aufzunehmen, so Anton Martin, dessen Sonderlob der für den jetzigen Anhang verantwortlichen Dr. Anneliese Müller und der mit der Buchkorrektur beauftragten Dorothea Schaupp galt. Festgehalten war unter anderem des Ministerpräsidenten G. Oettingers Signieren vor dem Rathaus anlässlich der Fotoausstellung. Martin, der die beiden Autoren Wielandt und Trenkle würdigte, vermittelte ebenso die technischen Details zur Neuauflage. Das neuzeitlich elektronische Schriftumsetzungsverfahren habe sein Kollege Gerd Schaupp vorbildlich gemeistert.

Erheiternd – mitunter auch nachdenklich stimmend – wirkten dessen mehrfach eingstreute kuriose Auszüge aus den Altchroniken, wenn es beispielsweise um Obrigkeitsverordnungen im recht bescheidenen Bürgeralltag ging. So zum »gefährteten sittlichen Leben», zur »Trunksucht«, oder zum »Malheuer« mit der hölzernen Kanone. Dann noch der viele, aber »saumäßig-saure« Wein, den in napoleonischen Zeiten nicht einmal die durchziehenden russischen Kosaken saufen wollten. Oder die alten, für Weibsleute nicht mehr gefährlichen Bürgler Probsteiherren, weil »inzwischen von der Sünde verlassen«. Doch auch Tragisches zur Überschwemmung 1813 in Niedereggenen mit Todesopfern war zu hören. Nach der Buchvorstellung setzte dann ein wahrer Käuferansturm auf das Chronikangebot ein.

Text: Herbert Schumacher

Dieser Artikel erschien in der Badischen Zeitung und im Oberbadischen Volksblatt.